00:00:00
Schwarze Löcher sind
das Gewaltigste und Extremste,
00:00:03
was das Universum zu bieten hat.
00:00:05
Sie sind super abgefahren
und kompliziert.
00:00:08
Aber was ist eigentlich
ein Schwarzes Loch?
00:00:11
Und was passiert, wenn du
in eines hineinfallen würdest?
00:00:14
(Atmosphärische Klänge)
00:00:18
(Verspielte Musik)
00:00:23
Zunächst müssen wir
über Raum und Zeit sprechen.
00:00:26
Sie sind die Bühne, auf der das
Theaterstück des Universums spielt.
00:00:30
Der Raum ist aber keine feste Bühne,
00:00:32
und die Zeit tickt
nicht überall gleich.
00:00:35
Kurz gesagt sind Raum und Zeit
relativ.
00:00:37
Masse krümmt den Raum.
00:00:39
Und die Krümmung des Raums bestimmt,
wie sich die Masse bewegt.
00:00:42
Stellt man Sterne und Planeten
auf die Bühne, biegt sie sich durch.
00:00:47
An dieser verbogenen
und unebenen Bühne
00:00:49
zeigt sich die Wirkung
der Schwerkraft.
00:00:51
Schwarze Löcher verbiegen
die Bühne aber nicht nur,
00:00:55
sie sind quasi eine Art Falltür.
00:00:57
Sie sind so massereich,
00:00:58
dass das Universum dort
ein Sperrgebiet schafft,
00:01:01
wo andere Regeln gelten.
00:01:03
Schwarze Löcher entstehen meist,
wenn ein massereicher Stern stirbt.
00:01:07
Genauer erklären wir das in unserem
Video über Neutronensterne.
00:01:11
Erst mal reicht Folgendes:
00:01:13
Kurz vor ihrem Tod implodiert
das Innere sehr massereicher Sterne
00:01:17
mit fast einem Viertel
der Lichtgeschwindigkeit.
00:01:19
Dadurch wird so viel Masse
so verdichtet,
00:01:22
dass die Bühne des Universums
an dieser Stelle quasi einbricht.
00:01:25
Ein Schwarzes Loch mit etwa
dem Zehnfachen der Masse der Sonne
00:01:29
hätte einen Durchmesser von
gerade mal knapp 60 Kilometer.
00:01:33
Schaust du direkt in ein
Schwarzes Loch, siehst du nichts.
00:01:37
Das Innere ist von einer
unsichtbaren Grenze umgeben,
00:01:41
die nur in eine Richtung offen ist,
dem Ereignishorizont.
00:01:45
Dieser hüllt quasi
einen Teil des Weltraums ein.
00:01:48
Der Rest des Universums
ist für immer von ihm abgeschirmt.
00:01:52
Die Falltür,
die das Schwarze Loch ist,
00:01:54
stellt eine so starke Verkrümmung
des Raums dar,
00:01:57
dass nicht einmal Licht entweicht.
00:01:59
Es entkommt also keinerlei
Information aus dem Inneren.
00:02:02
Deshalb können wir unmöglich wissen,
wie es drin wirklich aussieht.
00:02:06
Aber wir können zumindest
den Effekt beobachten,
00:02:09
den Schwarze Löcher auf Masse haben.
00:02:11
So wie um die Sonne
oder einen Planten,
00:02:13
kann Masse auch
um Schwarze Löcher kreisen.
00:02:16
Viele Schwarze Löcher werden
außerhalb ihres Ereignishorizonts
00:02:20
von Scheiben aus Materie umkreist.
00:02:22
Die kann unglaublich heiß werden.
00:02:24
Denn auf einer nahen Umlaufbahn
00:02:26
beschleunigt sie bis zu
halber Lichtgeschwindigkeit.
00:02:29
Kleinste Reibungen und Kollisionen
zwischen Partikeln
00:02:32
heizen die Masse bis zu
1 Milliarde Grad Celsius auf.
00:02:36
Kurioserweise leuchtet der Raum
um diese Schwarzen Löcher
00:02:39
deshalb strahlend hell.
00:02:41
Was, wenn du dich
einem Schwarzen Loch nähern
00:02:43
oder sogar hineingelangen könntest?
00:02:46
Zunächst würdest du das merkwürdigste
Spiegelkabinett des Universums sehen.
00:02:50
Denn es kreist nicht nur Materie
um das schwarze Loch.
00:02:53
Seine Anziehungskraft ist so stark,
00:02:55
dass sogar Licht darum herum
kreisen kann.
00:02:58
Schwebst du direkt außerhalb
des Ereignishorizonts
00:03:01
in die Photonensphäre, siehst du,
00:03:03
wohin du auch blickst,
nur dich selbst.
00:03:06
Direkt vor dir
siehst du deinen Hinterkopf.
00:03:08
Weil das Licht,
das von dort reflektiert wird,
00:03:11
rückwärts um das Schwarze Loch
wandert und auf deine Augen trifft.
00:03:15
Bei solchen extremem Massen
wird durch die Schwerkraft
00:03:18
sogar der Lauf der Zeit selbst
verändert.
00:03:21
Je stärker die Schwerkraft,
umso langsamer vergeht die Zeit.
00:03:24
Während du das Universum
immer schneller werden siehst,
00:03:27
sehen dich Leute aus weiter
Entfernung in Zeitlupe.
00:03:31
Würdest du wieder
vom Schwarzen Loch wegfliegen,
00:03:34
könnten im Rest des Universums
Äonen vergangen sein.
00:03:37
Ein verrückter Sprung
in die ferne Zukunft,
00:03:40
wo deine Freunde und Familie
schon lange tot sind.
00:03:43
In der Nähe eines Schwarzen Lochs
ist es aber auch sehr gefährlich.
00:03:47
Es erwartet dich ein qualvoller Tod
durch Spaghettifizierung.
00:03:50
Wenn zum Beispiel deine Füße
näher am Schwarzen Loch sind
00:03:54
als dein Kopf, wirkt auf sie
eine stärkere Schwerkraft.
00:03:57
So viel stärker, dass es dich
in die Länge zieht.
00:04:00
Je näher du kommst,
desto schlimmer wird das.
00:04:02
Der Zug wird immer stärker und
zieht deinen Körper in die Länge,
00:04:06
bis du nur noch ein dünner Faden
heißen Plasmas bist.
00:04:09
Und schließlich auf Nimmerwiedersehen
weggeschlürft wirst.
00:04:12
Spaghettifizierung passiert nur bei
Schwarzen Löchern mit kleinem Radius.
00:04:16
Bei den supermassiven Schwarzen
Löchern im Zentrum der Galaxie
00:04:20
könntest du das Überschreiten
des Ereignishorizonts
00:04:23
vielleicht sogar erleben.
00:04:25
Näherst du dich dem Ereignishorizont,
00:04:27
würde ein weit entfernter Beobachter
glauben,
00:04:29
dass du nie hineingelangt bist.
00:04:31
Er sieht dich nur anhalten
und ganz langsam verschwinden.
00:04:35
Weil das letzte Licht,
dass du abgibst,
00:04:37
sich weg vom Ereignishorizont
ausbreitet.
00:04:40
Du selbst siehst, wie dir das Nichts
des Schwarzen Lochs entgegenkommt,
00:04:45
weil dich das Licht nur noch
aus wenigen Richtungen erreicht.
00:04:48
Die Schwärze umschließt dich.
00:04:50
Bis das Universum,
das du verlassen hast,
00:04:52
nur noch ein winzig kleiner,
heller Punkt ist.
00:04:55
Hier, innerhalb
des Ereignishorizonts,
00:04:57
sind Raum und Zeit
so komplett hinüber,
00:05:00
dass sogar richtige Zeitreisen
möglich sind.
00:05:02
Es ist also vielleicht ganz gut,
dass da nichts entwischt.
00:05:06
Würde irgendwas
dem Schwarzen Loch entkommen,
00:05:09
könnte das jede Menge
Zeitreiseparadoxa
00:05:11
und andere universumsbedrohende
Probleme verursachen.
00:05:15
So unheimlich der Ereignishorizont
selbst auch ist,
00:05:18
er bewahrt uns
vor diesem ganzen Zirkus.
00:05:21
Ob du jetzt überlebt hast
ist eigentlich egal.
00:05:24
Jetzt erwartet dich nur noch
der sichere Tod durch Zerquetschen.
00:05:28
Innerhalb des Ereignishorizonts
00:05:30
ist die Raumzeit total verbogen
und verdreht.
00:05:33
Egal, in welche Richtung
du dich bewegst,
00:05:35
du gerätst immer weiter
ins Zentrum des Schwarzen Lochs.
00:05:38
Je mehr du dich wehrst,
00:05:40
desto schneller
näherst du dich dem Zentrum.
00:05:42
Um möglichst lange zu überleben,
kannst du nur eines tun: gar nichts.
00:05:47
Im Zentrum des Schwarzen Lochs
befindet sich die Singularität.
00:05:51
Die ganze Materie, die je den
Ereignishorizont überschritten hat,
00:05:55
zusammengedrückt zu einem einzigen
unendlich kleinen Punkt.
00:05:59
Es gibt keine Spur mehr von dem,
was die Masse mal war.
00:06:02
Für immer verschwunden durch die
Falltür, die das Schwarze Loch ist.
00:06:06
Die Singularität macht alles gleich.
00:06:09
Weil ein Schwarzes Loch keine
Erinnerung an die Vergangenheit hat,
00:06:13
hat es nur noch drei Eigenschaften.
00:06:15
Masse, Drehimpuls
und elektrische Ladung.
00:06:17
Alles andere ist weg.
00:06:19
So gesehen sind Schwarze Löcher
wie Elementarteilchen.
00:06:23
Das bedeutet auch,
00:06:24
dass alle Schwarzen Löcher
im Universum genau gleich sind.
00:06:28
Sie unterscheiden sich vielleicht
in der Masse,
00:06:30
oder drehen sich schneller
oder langsamer,
00:06:33
aber würden wir alle Singularitäten
in einem Physikmuseum ausstellen,
00:06:37
wären sie alle genau gleich.
00:06:39
Wie Elektronen.
00:06:40
Wie auch die Elementarteilchen
00:06:42
sind diese Eigenschaften
von Singularitäten
00:06:44
nur unser bester Versuch
einer theoretischen Beschreibung.
00:06:48
Das ist nicht unbedingt die Realität.
00:06:51
Unsere heutigen Theorien
über das Universum,
00:06:53
vor allem die allgemeine
Relativitätstheorie,
00:06:56
können Schwarze Löcher gar nicht
beschreiben oder erklären.
00:06:59
Unendliche Raumkrümmung,
unendliche Dichte.
00:07:02
Da ergeben unsere bekannten
Naturgesetze keinen Sinn mehr.
00:07:06
Die Singularität hat
keine Oberfläche, kein Volumen.
00:07:09
Sie ist quasi ein Nulldivisionsfehler
des Universums.
00:07:14
Vielleicht existiert die Singularität
auch gar nicht,
00:07:17
oder ist etwas ganz anderes,
als wir meinen.
00:07:20
Wir wissen im Moment
einfach nicht mehr.
00:07:22
Es handelt sich
um unsere beste Annahme,
00:07:24
basierend auf unserer aktuellen
Theorie der Raumzeit.
00:07:28
Und alles, was du je über
Schwarze Löcher gehört hast,
00:07:31
inklusive diesem Video,
00:07:32
stimmt nur für Schwarze Löcher,
die nicht rotieren.
00:07:36
Dort ist die Mathematik
viel einfacher.
00:07:38
Jedes Schwarze Loch entsteht aber
aus einem sterbenden Stern,
00:07:41
der, soweit wir wissen,
00:07:43
kurz vor seinem Untergang
extrem schnell rotiert.
00:07:46
Also sollten sich eigentlich
alle Schwarzen Löcher im Universum
00:07:50
gerade um sich selbst drehen.
00:07:52
Und zwar unglaublich schnell, mit
bis zu 90 % der Lichtgeschwindigkeit.
00:07:56
Das heißt also,
00:07:57
dass Schwarze Löcher in echt sogar
noch viel krasser sind als ihr Ruf.
00:08:01
Bei einem rotierenden Schwarzen Loch
ist die Singularität noch kurioser.
00:08:06
Durch die Rotation dehnt sie sich
zu einer Art Ringsingularität aus.
00:08:10
Die Rotation ist so stark,
dass sie den Raum selbst mitzieht.
00:08:14
Dadurch entsteht um das sich drehende
Schwarze Loch eine Region,
00:08:18
die Ergosphäre genannt wird.
00:08:21
Dort gibt es keinen Stillstand,
so sehr du es auch versuchst.
00:08:24
Wie ein rauschender Mahlstrom
aus Raumzeit.
00:08:27
Die Flut duldet keinen Widerstand.
00:08:30
Du musst um das Schwarze Loch
kreisen, ob du willst oder nicht.
00:08:33
Klar soweit.
00:08:35
Aber was passiert
mit Schwarzen Löchern
00:08:37
während das Universum drum herum
alt wird und stirbt?
00:08:40
Auch das wissen wir nicht genau.
00:08:42
Haben aufgrund unseres aktuellen
Verständnisses der Physik
00:08:46
aber eine grobe Idee:
00:08:47
Hawking-Strahlung.
00:08:49
Laut der Quantenfeldtheorie
kocht das Vakuum im All über
00:08:54
mit Quantenfluktuation.
00:08:56
Aus nichts kreieren
diese Fluktuationen
00:08:59
Paare von Materie und Antimaterie,
00:09:01
die ganz kurz existieren und sich
dann sofort gegenseitig auslöschen.
00:09:06
Passiert das in der Nähe
des Ereignishorizonts
00:09:08
eines Schwarzen Lochs, kann eins der
beiden Teilchen darin verschwinden.
00:09:12
Und das Paar löscht sich nicht
gegenseitig aus.
00:09:15
Das entwischte Teilchen ist
sogenannte Hawking-Strahlung.
00:09:19
Letztlich stammt die Masse dieses
Teilchens aus dem Schwarzen Loch.
00:09:23
Über Äonen schrumpfen
schwarze Löcher also
00:09:26
und verlieren Masse durch Strahlung.
00:09:28
Hawking-Strahlung ist nicht das,
was im Schwarzen Loch verschwindet,
00:09:32
sie beschreibt das neue Teilchen,
das Masse vom Schwarzen Loch stiehlt.
00:09:37
Je kleiner das Schwarze Loch wird,
00:09:39
umso stärker wird
die Hawking-Strahlung.
00:09:41
Und immer schneller und schneller.
00:09:43
Bis das letzte Überbleibsel
des Schwarzen Lochs
00:09:45
schließlich in einem Blitz
energiereicher Strahlung verpufft.
00:09:49
Wie eine Atombombe.
00:09:50
Und der Rest ist Schweigen.
00:09:53
Bis dahin dauert es
aber noch ganz lange.
00:09:56
Die Lebensspanne eines Schwarzen
Lochs von der Masse unserer Sonne
00:10:00
beträgt 10 hoch 67 Jahre.
00:10:02
Das bedeutet, dass es in 10.000
Milliarden, Milliarden, Milliarden,
00:10:07
Milliarden, Milliarden,
Milliarden Jahren
00:10:10
gerade mal 0,0000001 %
seiner Masse verlieren würde.
00:10:16
Und die meisten Schwarzen Löcher sind
viel massereicher als unsere Sonne.
00:10:20
Die massereichsten
supermassiven Schwarzen Löcher
00:10:23
im Zentrum von Galaxien haben eine
Lebensspanne von 10 hoch 100 Jahren.
00:10:28
Wie lange das ist?
00:10:29
Denk dir eine Sanduhr,
00:10:31
in der jedes Sandkorn ein einziges
Teilchen des Universums ist.
00:10:35
Alle zehn Milliarden Jahre fällt
ein einziges Sandkorn hinab.
00:10:38
Selbst wenn der ganze Sand
unten wäre,
00:10:41
wäre nicht mal 1 % der Lebensspanne
dieser Schwarzen Löcher vorüber.
00:10:45
Es gibt kein Konzept,
00:10:47
das unserem Gehirn diese Zeitspannen
begreifbar machen könnte.
00:10:51
Werden wir Schwarze Löcher
jemals wirklich verstehen?
00:10:54
Wirklich wissen,
was in ihnen vorgeht?
00:10:56
Wer weiß, wir können sie nur
von außen beobachten.
00:10:59
Und unsere Theorien über ihr Inneres
sind wahrscheinlich falsch.
00:11:03
Aber es ist in Ordnung,
nicht alles zu wissen.
00:11:06
Das bedeutet nur, dass es immer noch
etwas zu erforschen gibt.
00:11:09
Dass es immer noch Mysterien gibt
und große Ideen braucht.
00:11:13
Genau deshalb
betreiben wir Wissenschaft.
00:11:15
Immerhin wissen wir,
dass noch mehr als genug Zeit ist,
00:11:18
über Schwarze Löcher nachzudenken,
00:11:20
bevor das letzte von ihnen
verschwunden sein wird.
00:11:27
(Sphärische Klänge, Vogelzwitschern)