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darf ich alles was ich kann klonen
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kernenergie forschung embryonale
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stammzellenforschung vor dem hintergrund
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des rasanten wissenschaftlichen
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fortschritts bekommt die diskussion über
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verantwortung im einundzwanzigsten
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jahrhundert noch einmal eine neue
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brisanz
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jeder wissenschaftler und jeder
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wissenschaftlerin sollte sich im laufe
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ihres forscherlebens mit der frage
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auseinandersetzen
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deshalb befasst sich auch der
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generationsübergreifende austauschten
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lindau immer wieder mit dieser thematik
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im gegensatz dazu glaube ich und stütze
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mich dabei auf eine philosophische
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tradition dass in jeder handlung eines
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menschen das werkzeug dieser handlung
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egal ob dies ein gewehr ein
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synthetisches molekül ja sogar eine
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mathematische gleichung oder ein gedicht
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ist aus einer moralischen sicht heraus
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beurteilt werden muss
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zu beurteilen ist einfach die frage ob
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der einsatz dieses werkzeugs durch mich
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oder andere und das ist der schwierige
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teil menschen verletzen wird oder nicht
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werden bei der erfindung oder anwendung
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eines werkzeugs die folgen seiner
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anwendung nicht berücksichtigt hat der
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erfinder nach meiner meinung seine
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aufgabe nicht erfüllt
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dahinter steht die grundlegende debatte
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über ethik und moral muss sich
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wissenschaft mit den folgen und der
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anwendung des gewonnenen wissens
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beschäftigen welche verantwortung hat
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die wissenschaft der gesellschaft
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gegenüber
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auf diese fragen gibt es bis heute keine
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allgemeingültigen antworten
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denn wie beispielsweise im homo
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menschenrechtsabkommen verankert ist die
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wissenschaft muss frei sein
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abgesehen von rechtlichen grundlagen
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heißt dass die wissenschaftsgemeinschaft
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so wie jeder einzelne wissenschaftler
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müssen werte und normen für ihr handeln
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selbst festlegen
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historisch hat diese diskussion eine
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lange tradition
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griechenland vor rund 2500 jahren
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hippokrates von kos der begründer der
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medizin als wissenschaft nach seiner
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weltsicht gehört der mensch zur natur
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aber die natur nicht den menschen durch
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die entwicklung der modernen
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wissenschaft ist dieses
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partnerschaftliche verhältnis ins
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schwanken gekommen
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der mensch hat sich von einem teil der
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natur immer mehr zu ihrem beherrscher
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aufgebaut
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diese entwicklung und der damit
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verbundene fortschritt haben der
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menschheit einerseits großem wohlstand
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andererseits aber auch großes leid
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gebracht
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in den naturwissenschaften in dieser
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schönen neuen welt war der mensch
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überwältigt von seinem eigenen erfolg
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whitehead hat gesagt dass das
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mittelalter das zeitalter des glaubens
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war das auf vernunft basierte und dass
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das achtzehnte jahrhundert das zeitalter
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der vernunft auf glauben beruhte es war
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der glaube in die wissenschaft mit ihrem
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grenzenlosen möglichkeiten
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es war auch der glaube an den menschen
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und seine grenzenlosen fähigkeiten
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es ist nun eine traurige überlegung zu
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unserer fehlkalkulation falls wir
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überleben sollten einzuschätzen wie viel
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unserer zeit wir darauf verwenden müssen
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unsere eigenen fehler zu korrigieren
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in all dieses dringt nun hippokrates vor
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er tut dies auf eine ganz entscheidende
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weise
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sie erinnern sich sicherlich hat seine
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allgemeine position vor zirka 2400
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jahren dass der mensch der natur gehören
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die natur aber nicht dem mensch obwohl
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der kontext sich gewandelt hat scheint
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die annahme vernünftig dass hippokrates
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nun argumentieren würde dass der mensch
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seine vorstellung die natur erobern zu
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können aufgeben und wieder zum diener
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der natur werden müsse
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wissenschaftler und ärzte wie richards
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fordern dass die
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wissenschaftsgemeinschaft demokratischen
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ideale der partnerschaft von mensch und
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natur wieder ernster nehmen muss wenn
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die menschheit auf dieser erde überleben
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soll
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dabei bleibt die frage wer trägt die
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verantwortung
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tief verwurzelt in der westlichen
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philosophie geschichte ist die strikte
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trennung von wissenschaft und werden
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danach ist die aufgabe der wissenschaft
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ausschließlich die produktion von reinem
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und wertfreien wissen die anwendung
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dieses wissens im guten oder schlechten
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sinn ist aufgabe der politik und
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gesellschaft sonst sind objektivität
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sowie verlässlichkeit von
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wissenschaftlichen erkenntnissen
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gefährdet einer der bekanntesten
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vertreter dieser auffassung war der
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soziologe und ökonom max weber gänzlich
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frei von werten ist aber auch diese
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haltung nicht wenn es muss zwischen
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bestimmten werten unterschieden werden
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systeme schall so wissenschafts- und
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herne werte sind legitim
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sie regeln den eigentlichen
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wissenschaftsbetrieb und die
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veröffentlichungspraxis und garantieren
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die produktion von verlässlichen wissen
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streitpunkt sind die nicht der
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systemischen werte wie persönliche
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einstellungen religiöse überzeugungen
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oder moralische maximen sollten oder
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können wissenschaftler diese werte
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gänzlich aus ihrer arbeit heraushalten
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angestoßen durch die furchtbaren
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ereignisse des zwanzigsten jahrhunderts
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wird die strikte trennung zwischen
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wissenschaft und werten wieder vermehrt
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in frage und die verantwortung des
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wissenschaftlers in den mittelpunkt
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gestellt
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ich würde also ja auch nicht äpfel und
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über umweltverschmutzung
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energieverknappung die übervölkerung
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reden
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für mich sind sie nur teile eines ganzen
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anzeichen dafür dass wir unsere gäste
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verloren haben weil sich philosophie und
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geisteswissenschaften immer weiter von
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den naturwissenschaften entfernt haben
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und dass beide stadt nach einer
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wiedervereinigung zu suchen sich immer
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weiter auseinander leben statt das eines
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dem anderen zu hilfe kommt das natürlich
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und erforderliche gleichgewicht zwischen
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naturwissenschaften und ihrer schwester
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auf gleis im bereich ist bereits so
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stark gestört dass im hause des
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menschlichen geistes die philosophie und
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was im weitesten sinn mit ihr zusammen
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kind nur noch als aschenbrödel
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dahinvegetiert anstatt unter der ganzen
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menschheit lebendig zu wirken
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diese perspektive hat ebenfalls eine
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lange tradition bereits im 17
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jahrhundert formulierte francis bacon
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ein mitbegründer der modernen
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wissenschaft als ideal gilt die
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wissenschaft muss im dienst der
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menschheit stehen und so zur
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verbesserung der lebensumstände
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beitragen
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auch der verleihung der nobelpreise
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liegt diese idee zugrunde
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alfred nobel bestimmte in seinem
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testament dass die preise an diejenigen
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verliehen werden sollen wie im
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vergangenen jahr der menschheit den
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größten nutzen erbracht haben
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heute tritt die gesellschaftliche
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verantwortung von wissenschaftlern noch
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aus einem weiteren anlass verstärkt in
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den vordergrund
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da immer häufiger auch außerhalb von
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abgeschlossenen laboren geforscht wird
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genetisch veränderte pflanzen oder
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forschungsreaktoren für kernenergie
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beispielsweise kann nicht erst im
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nachhinein über nutzen und folgen der
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forschung nachgedacht werden
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ausgehend von bacons grundgedanken der
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wissenschaft im dienst der menschheit
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gilt heute deshalb meist die prämisse
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der menschheit zuallererst nicht zu
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schaden
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auch aus diesem grund fordern immer
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wieder wissenschaftler wie der friedens
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nobelpreisträger joseph roth bleibt die
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zeit für einen verbindlichen ethischen
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kodex ist gekommen die menschlichkeit
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muss wieder stärker in den vordergrund
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rücken
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in der medizin existiert seit fast 2500
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jahren der demokratische und es gibt
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ethikkommissionen die den umgang mit
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menschen in versuchen regulieren
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in der wissenschaft insgesamt besteht so
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etwas bis heute nicht auch wenn es immer
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wieder ansätze dazu gab ein beispiel
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dafür ist declaration of humanities
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vorgestellt von rita levi montalcini und
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ursprünglich gedacht als ergänzung zur
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erklärung der menschenrechte
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für nobelpreisträger christian der ddiv
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reicht ein ethischer kodex nicht aus die
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menschheit muss die blinden zwänge der
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natürlichen selektion überwinden
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unsere genetische veranlagung zur intra
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group services und inter group austria
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ta hat vor tausenden von jahren das
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überleben der menschen in den savannen
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afrikas ermöglicht doch heute zeigen
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diese 1 nützlichen eigenschaften die
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gegenteilige wirkung
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sie gefährden unser überleben in einer
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überbevölkerten und globalisierten welt
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in der alle gruppen und kulturen
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voneinander abhängig sind
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wenn wir uns weiter von unseren
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genetischen wurzeln beherrschen lassen
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wird die menschheit nicht überleben
00:08:49
wissenschaft muss im zusammenhang mit
00:08:50
gesellschaft und ethik gedacht werden
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von jedem wissenschaftler
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nov ost.info es ist noch nicht alles
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verloren
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aber es ist nicht mehr zu übersehen wenn
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wir nicht bald handeln um unsere
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genetische tendenz zum gruppenbezogenen
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egoismus und zur feindseligkeit zwischen
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den gruppen zu überwinden ist die
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zukunft der menschheit und eines
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größtenteils des lebens auf der erde in
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ernster gefahr
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möglicherweise mit dem ergebnis eines
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völligen aussterbens unter bedingungen
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die man sich nur als apokalyptisch
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vorstellen kann und hier mit wende ich
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mich an die jungen leute das ist das
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beste an diesen lindauer
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nobelpreisträgertreffen und solange ich
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körperlich in der lage bin zu kommen
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werde ich wieder kommen denn hier
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treffen wir die jungen leute dieser welt
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und sie sind hier und ich möchte mich an
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all die jungen leute in diesem publikum
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wenden und ihnen sagen ich möchte ihnen
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sagen meine generation unsere generation
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hat ein chaos angerichtet
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es liegt an ihnen es besser zu machen
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die zukunft liegt in ihrer hand
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viel erfolg
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good luck
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