00:00:00
Gutes Essen ist vermutlich
eine der größten Freuden des Lebens.
00:00:04
Kaum etwas anderem
frönen wir mehrmals täglich
00:00:07
und kriegen nie genug davon.
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Es ist ein Ausdruck von Kultur,
Familie und Liebe.
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Wir verbinden es mit freudigen
Anlässen und es spendet uns Trost.
00:00:15
Und genau deshalb
tut es auch besonders weh,
00:00:18
wenn man uns sagt,
dass wir wegen des Klimawandels
00:00:20
unsere Essgewohnheiten
ändern sollten.
00:00:23
Besonders ein sehr beliebtes
Nahrungsmittel
00:00:25
steht dabei oft in der Kritik:
00:00:27
Fleisch.
00:00:29
Zu diesem Thema gibt es
extrem unterschiedliche Blickwinkel,
00:00:32
und jede Debatte
wird sehr schnell emotional.
00:00:35
Aber bestimmt
kann die Wissenschaft da helfen.
00:00:37
Na ja,
es ist mal wieder kompliziert.
00:00:40
Pro- und Contra-Argumente,
00:00:41
wie schlimm unsere Ernährung
und besonders Fleischkonsum
00:00:44
wirklich für das Klima sind,
gibt es viele.
00:00:47
Wir haben uns drei ausgesucht,
die häufig genannt werden,
00:00:50
und schauen sie uns mal genauer an.
00:00:54
(Lebendige Musik)
00:01:03
Macht unsere Ernährung für den
Klimawandel wirklich so viel aus?
00:01:08
Wir müssen Milliarden Menschen
ernähren.
00:01:10
Das geht nicht ganz ohne Emissionen.
00:01:12
Selbst wenn es irgendwann mal
CO2-neutrale Traktoren gibt,
00:01:16
Kühlschränke und Öfen
mit erneuerbarer Energie laufen
00:01:19
und wir alles mit elektrischen
Lastwagen transportieren,
00:01:22
wird es immer noch
unvermeidbare Emissionen geben.
00:01:25
Reis gibt Methan ab.
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Wir roden Wälder, um Platz zu machen
für Felder und Weiden.
00:01:30
Und Düngemittel
emittieren Distickstoffoxid.
00:01:33
Die weltweite Nahrungsmittel-
produktion ist für etwa 26 Prozent
00:01:37
der menschengemachten Treibhausgase
verantwortlich.
00:01:40
Das ist eher blöd, weil auf Nahrung
können wir nicht verzichten.
00:01:43
26 Prozent klingt gar nicht so viel.
00:01:46
Aber selbst wenn wir jetzt sofort
00:01:48
alle anderen Emissionsquellen
abstellen,
00:01:51
würde allein der weiterhin andauernde
Ausstoß der Nahrungsmittelindustrie
00:01:55
unser ganzes CO2-Budget
bis 2100 aufbrauchen.
00:01:59
Egal, wie wir es drehen und wenden:
00:02:02
Die Nahrungsmittelindustrie
00:02:03
ist ein echtes Problem
bei der Klimaerwärmung.
00:02:06
Allerdings
haben verschiedene Nahrungsmittel
00:02:08
sehr unterschiedliche Öko-Bilanzen.
00:02:10
Wie sieht es aus,
00:02:11
wenn wir uns deren Emissions-
fußabdrücke mal genauer ansehen?
00:02:16
Die Auswirkung eines Nahrungsmittels
auf das Klima
00:02:18
wird oft mithilfe sogenannter
Lebenszyklusanalysen betrachtet.
00:02:22
Das ist eine Analyse,
00:02:23
die alle Emissionen
eines Nahrungsmittels berücksichtigt:
00:02:27
von der Herstellung
über den Transport,
00:02:29
die Verpackung, die Verwendung
bis hin zum Recycling.
00:02:32
Im bisher umfangreichsten Vergleich
verschiedener Ökobilanzen
00:02:35
steht das Rindfleisch bei der Höhe
der Emissionen an allererster Stelle.
00:02:40
Ein Kilogramm Rindfleisch erzeugt
71 Kilo sogenannte CO2-Äquivalente,
00:02:45
die den Effekt aller Treibhausgase
aufs Klima
00:02:48
vergleichbar machen sollen.
00:02:50
Auch Lammfleisch
steht mit 40 Kilo hoch oben.
00:02:53
Schweinefleisch produziert
zwölf Kilo CO2-Äquivalente,
00:02:56
Geflügel zehn.
00:02:58
Ganz unten
stehen pflanzliche Nahrungsmittel.
00:03:01
Kartoffeln zum Beispiel
00:03:02
verursachen 150-mal weniger
Emissionen als Rindfleisch.
00:03:07
Wichtig ist bei Nahrungsmitteln
aber nicht so sehr das Gewicht.
00:03:10
Sondern,
wie viele Nährstoffe sie liefern.
00:03:12
Von einem Kilo Rindfleisch
könntest du viel länger leben
00:03:15
als von einem Kilo Kartoffeln.
00:03:17
Wie verändert sich also
die Rangliste,
00:03:19
wenn wir den CO2-Ausstoß
nach Nährstoffgehalt,
00:03:22
also zum Beispiel Kalorie
oder Protein ausrechnen?
00:03:26
Nicht sehr.
00:03:27
Tierische Proteine kosten die Umwelt
immer noch am meisten.
00:03:30
Und Rind- und Lammfleisch
00:03:32
sind auch hier
die Spitzenreiter beim CO2-Ausstoß.
00:03:35
Aber kann man das so sagen?
00:03:37
Schließlich ist Rindfleisch
nicht gleich Rindfleisch.
00:03:40
Es gibt große Unterschiede
bei der Nutztierhaltung.
00:03:43
Vom Weiderind
bis zur Massentierhaltung.
00:03:46
Kaum ein anderes Lebensmittel,
vor allem kein pflanzliches,
00:03:49
hat eine solche Bandbreite.
00:03:51
Das schädlichste Rindfleisch
00:03:53
hat einen Ausstoß von 105 Kilo
pro 100 Gramm Protein.
00:03:57
Das umweltfreundlichste
nur neun Kilo.
00:03:59
Das ist nur ein Zehntel.
00:04:01
Aber trotzdem
schneidet auch das beste Rindfleisch
00:04:04
immer noch schlechter ab
als pflanzliche Nahrungsmittel.
00:04:07
Das hört sich aber doch trotzdem
vielversprechend an.
00:04:10
Können wir
unseren CO2-Fußabdruck minimieren,
00:04:12
indem wir
das richtige Rindfleisch kaufen,
00:04:15
etwa mit lokal produziertem Fleisch?
00:04:19
Lohnt es sich, lokal einzukaufen?
00:04:22
Bleiben wir mal beim Rindfleisch,
00:04:24
weil es da
so große Unterscheide gibt.
00:04:27
Mit dem lokalen Einkauf
00:04:28
möchtest du den Ausstoß von Transport
und Verpackung vermeiden.
00:04:32
Es hat sich aber gezeigt,
dass die nur 0,5 bis zwei Prozent
00:04:35
des gesamten Ausstoßes
von Rindfleisch verursachen.
00:04:38
In der gesamten
Nahrungsmittelindustrie
00:04:40
machen Transport und Verpackung
00:04:42
insgesamt nur
elf Prozent der Emissionen aus.
00:04:45
Und vom gesamten Transportweg ver-
ursachen gerade die letzten Kilometer
00:04:49
die allermeisten Emissionen.
00:04:50
Der Regionalverkehr
auf der Straße nämlich,
00:04:53
mit dem wir die Märkte und Läden
in der Nähe beliefern.
00:04:56
Der internationale
Nahrungsmitteltransport
00:04:59
nutzt größtenteils
sehr effiziente Frachtschiffe.
00:05:03
Ein Kilo aus Avocado
aus Südamerika nach Europa zu liefern
00:05:07
produziert zum Beispiel etwa 0,3 Kilo
CO2-Äquivalente durch den Transport.
00:05:12
Und die gesamte Produktion
erzeugt 2,5 Kilo.
00:05:15
Während ein Kilogramm Rindfleisch
aus der lokalen Metzgerei
00:05:19
insgesamt mit mindestens 18 Kilo
CO2-Äquivalenten ins Gewicht fällt.
00:05:25
Selbst wenn sie über weite Strecken
transportiert werden,
00:05:28
verursachen pflanzliche
Nahrungsmittel also
00:05:30
immer noch weniger Emissionen als
lokal produzierte tierische Produkte.
00:05:35
Aber wenn der Transport
im Vergleich zu vernachlässigen ist,
00:05:38
was verursacht dann bitte diese
hohen Emissionen des Rindfleischs?
00:05:43
In der Rindfleischproduktion
macht das Methan,
00:05:45
das die Tiere selbst ausstoßen,
mit Abstand am meisten aus.
00:05:49
Während CO2 Jahrhunderte
in der Atmosphäre verbleibt,
00:05:53
bleibt Methan zwar nur
ein paar Jahrzehnte bestehen,
00:05:56
bevor es sich zersetzt.
00:05:57
In dieser kurzen Zeit
richtet es aber richtig was an:
00:06:00
Alles in allem ist Methan bis jetzt
00:06:02
an 23 bis 40 Prozent der menschen-
gemachten Erderwärmung schuld.
00:06:07
Es wird recht kontrovers diskutiert,
wie schlimm Methan tatsächlich ist.
00:06:11
Und wir wollen hier
nicht zu sehr abdriften.
00:06:13
Aber in der aktuellen Lage
00:06:14
können wir uns einfach keine
zusätzlichen Emissionen leisten,
00:06:18
egal, was für welche.
00:06:20
Aber alle Kühe
rülpsen und furzen doch gleich viel.
00:06:23
Wie lassen sich da
die großen Unterschiede
00:06:25
der Emissionen
der Rindfleischproduktion erklären?
00:06:28
Da gibt's einiges zu berücksichtigen.
00:06:31
Es macht einen Unterschied,
00:06:32
ob eine Kuh für ihre Milch oder
nur für ihr Fleisch gehalten wird.
00:06:36
44 Prozent allen Rindfleischs
stammt von Milchkühen.
00:06:40
Daher teilen sie sich die CO2-
Emissionen mit den Milchprodukten.
00:06:44
Milchkühe erhalten in der Regel
hochwertigeres Futter,
00:06:47
wodurch sie schneller wachsen
und weniger Methan ausstoßen.
00:06:51
Auch die Geografie spielt eine Rolle,
weil sie mitentscheidet,
00:06:54
welche landwirtschaftlichen Methoden
überhaupt eingesetzt werden können.
00:06:58
Bei Weitem der größte Faktor
00:07:00
ist das Abholzen von Wäldern
für Landwirtschaftsfläche.
00:07:03
Das setzt nicht nur CO2 frei,
das zuvor in der Flora gebunden war,
00:07:07
sondern auch
im Boden gelagerten Kohlenstoff.
00:07:10
Und es verhindert,
00:07:11
dass der Boden in Zukunft
weiteren Kohlenstoff speichern kann.
00:07:15
Das macht ziemlich viel
00:07:16
von der Spanne bei den Emissionen
durch die Rindfleischproduktion aus.
00:07:20
Den größten Ausstoß
00:07:21
verursacht das Abbrennen des
Regenwalds für Landwirtschaftsfläche.
00:07:25
Vor allem in Brasilien.
00:07:27
Hier offenbart sich
eine dunkle Wahrheit:
00:07:29
Je schlechter die Tiere
gehalten werden,
00:07:32
umso besser schneiden sie
in Bezug auf den Klimawandel ab.
00:07:35
Weil "effizienter"
hier "umweltverträglicher" bedeutet.
00:07:39
Es wird weniger Land gebraucht
00:07:41
und das Futter
direkt zu den Tieren gebracht,
00:07:43
wodurch sie schneller wachsen
00:07:45
und keine Energie
mit Rumlaufen verschwenden.
00:07:48
Deshalb können Rinder
in einer Fleischfabrik,
00:07:50
die nie eine Weide
zu Gesicht bekommen,
00:07:53
durchaus umweltfreundlicher sein
als solche,
00:07:55
die dort grasen, wo früher mal
üppiger Regenwald stand.
00:07:59
Aber ist es nicht etwas voreilig,
Kühe so sehr zu verteufeln?
00:08:03
Manchmal weiden sie ja auch auf Land,
00:08:05
auf dem man sowieso
nichts anbauen könnte.
00:08:08
Indem wir sie dort weiden lassen,
wird aus Gras Nahrung für uns.
00:08:12
Sind Nutztiere
damit nicht der beste Weg,
00:08:14
um unbrauchbare Ressourcen
brauchbar zu machen?
00:08:25
Etwa die Hälfte des eis-
und wüstenfreien Lands der Welt
00:08:28
wird landwirtschaftlich genutzt.
00:08:30
Das ist eine Fläche von der Größe
von ganz Amerika und China.
00:08:34
Die Hälfte dieses Landes
wird für Nutztiere gebraucht.
00:08:37
Der größte Teil davon ist Grünland,
00:08:39
von dem 65 Prozent nicht in Ackerland
umgewandelt werden können.
00:08:43
Tiere dort weiden zu lassen ist also
tatsächlich eine sehr sinnvolle Art,
00:08:47
um diese Gebiete zu nutzen.
00:08:49
Allerdings gibt's da ein paar Haken.
00:08:52
Kühe verwandeln nutzloses Gras
in leckere Steaks?
00:08:56
Klingt nett.
00:08:57
Leider ist es aber
eine Marketinglüge.
00:09:00
Obwohl wir so viel Weideland haben,
00:09:02
kann es allein nicht alle Wiederkäuer
ernähren, die auf ihm grasen.
00:09:06
Global gesehen kann das Weideland
00:09:08
nur gerade 13 Prozent
der Rindfleischproduktion decken.
00:09:12
Würden wir uns also auf 100 Prozent
Grasfütterung verlegen,
00:09:15
könnten wir schlichtweg
nicht mehr so viel Rindfleisch essen.
00:09:19
In den USA
würde die Rindfleischproduktion
00:09:21
um etwa 70 Prozent zurückgehen.
00:09:24
Wir können unseren
hohen Fleischkonsum nur decken,
00:09:27
indem wir Futterpflanzen anbauen
und sie an die Rinder verfüttern.
00:09:31
Ganz zu schweigen
von Hühnern und Schweinen,
00:09:33
die ausschließlich
mit Futterpflanzen ernährt werden.
00:09:36
Aufgrund dieser Nachfrage
nach Tierfutter
00:09:38
wird weniger als die Hälfte
des weltweit angebauten Getreides
00:09:41
als Nahrungsmittel
für Menschen verwendet.
00:09:44
41 Prozent
werden an Tiere verfüttert.
00:09:47
Das gilt auch für Soja.
00:09:49
Wenn die Rede davon ist,
00:09:50
dass der Amazonas
für Sojaplantagen abgeholzt wird,
00:09:54
denken wir oft an Sojamilch und Tofu.
00:09:56
Aber nur 19 Prozent
der weltweiten Sojaproduktion
00:09:59
werden für Nahrungsmittel
für Menschen verwendet.
00:10:02
Etwa 77 Prozent davon
werden ebenfalls an Tiere verfüttert.
00:10:06
Außerdem ist Land,
auf dem wir nichts anbauen können,
00:10:09
trotzdem wichtig
für unsere Ökosysteme.
00:10:11
Ohne Rindfleisch könnten wir etwa
zwei Milliarden Hektar Land gewinnen.
00:10:15
Durch eine vegane Ernährung
etwa drei Milliarden.
00:10:18
Auf diesem Land könnten wir Wälder
oder wilde Wiesen anpflanzen.
00:10:22
Im Grunde alles Mögliche,
00:10:23
was Kohlenstoff aus der Atmosphäre
ziehen würde.
00:10:27
Mit drei Milliarden Hektar Land,
die frei werden, könnten wir so
00:10:30
in 100 Jahren etwa 800 Milliarden
Tonnen CO2 aus der Luft entfernen.
00:10:35
Zum Vergleich:
00:10:36
Im Moment haben wir einen Ausstoß
00:10:38
von 50 Milliarden Tonnen
CO2-Äquivalenten pro Jahr.
00:10:43
Fassen wir noch mal zusammen.
00:10:45
Die Ernährung hat einen großen
Einfluss auf unsere Emissionen.
00:10:49
Fleisch, vor allem Rindfleisch,
00:10:50
ist in Bezug auf den CO2-Ausstoß
das schlechteste Nahrungsmittel.
00:10:55
Lokal einzukaufen bringt im Vergleich
zur Art des Nahrungsmittels,
00:10:59
das du isst, eher weniger.
00:11:01
Bei Rindfleisch
kann so was wie Weiderind
00:11:03
sogar kontraproduktiv
für die Klimabilanz sein,
00:11:06
weil die Tiere
dann mehr Land verbrauchen.
00:11:08
Und selbst wenn du das umweltfreund-
lichste Rindfleisch der Welt findest,
00:11:12
hat einen Burger immer noch einen
bedeutend höheren CO2-Fußabdruck
00:11:16
als ein Veggie-Burger.
00:11:19
Das ist also
die wissenschaftliche Betrachtung.
00:11:21
Jetzt weißt du's.
00:11:23
Was du jetzt mit der Info machst,
bleibt aber natürlich dir überlassen.
00:11:29
(Sphärische Musik, Vogelgezwitscher)